Anhaltestrecke
Das Fahrzeug vor einem bremst plötzlich, jetzt heisst es blitzschnell reagieren. In den Sekunden bis zum Stillstand legt das eigene Auto noch einige Meter zurück: Das ist die Anhaltestrecke. Nun, wie verändert sich diese Anhaltestrecke bei zunehmender Geschwindigkeit und wie sieht die Bodenhaftung bei unterschiedlichen Fahrbahnbelägen aus? Diesen Fragen gehen wir in dieser Ausgabe nach.
Bestandteile Anhaltestrecke
Die Anhaltestrecke ist die Strecke, die zwischen dem Erkennen einer Gefahr bis zum vollständigen Stillstand des Fahrzeuges zurückgelegt wird. Sie setzt sich demzufolge aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammen.
Der Reaktionsweg beginnt an der Stelle, an der Sie die Gefahr sehen und endet unmittelbar vor dem Wirken der Bremsen. Das Wechseln des Fusses vom Gas- auf das Bremspedal wird demnach dem Reaktionsweg zugerechnet. Die Reaktionszeit beträgt bei sehr guten Fahrern 1 Sekunde (= ca. 3 Meter pro 10 km/h). Mit 60 km/h beträgt der Reaktionsweg demzufolge ca. 18 Meter. Mit der Bremsbereitschaft (Fuss vor dem Bremspedal) verkürzt sich die Reaktionszeit respektive der Reaktionsweg um 2/3. Der Reaktionsweg beträgt demnach bei 60 km/h mit Bremsbereitschaft nur noch ca. 6 Meter. Dies kann bei einem Unfall entscheidend sein.
Der Bremsweg beginnt dort, wo die Bremsen ansprechen bis der Wagen stillsteht. Man unterscheidet zwischen schlechten (bei 60 km/h = 6 x 6 Meter = 36 Meter), guten (36 Meter – ¼ = 27 Meter) und sehr guten (36 Meter – ½ = 18 Meter) Bremsverhältnissen. Und Achtung: Anders, als viele Menschen glauben, wächst der Bremsweg nicht linear, sondern im Quadrat zur Geschwindigkeit: Bei doppelter Geschwindigkeit wird der Bremsweg folglich viermal so lang.
Bremst Du schon, oder reagierst Du noch?
Nachfolgende Faktoren können den Reaktionsweg sowie den Bremsweg bei einem Notfallmanöver verlängern oder verkürzen:
Verlängerung des Reaktionsweges | Verkürzung des Reaktionsweges |
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durch die Geschwindigkeit | durch Erstellen der Bremsbereitschaft |
durch Müdigkeit | durch erhöhte Konzentration |
durch Ablenkung (z.B. Smartphone) | durch angepasste Geschwindigkeit |
durch Drogen- oder Alkoholeinfluss | durch Aufmerksamkeit |
durch Medikamenteneinnahme | durch Voraussicht |
Verlängerung des Bremsweges | Verkürzung des Bremsweges |
---|---|
durch die Geschwindigkeit | durch angepasste Geschwindigkeit |
durch nasse oder vereiste Fahrbahn | durch optimale Bodenhaftung |
durch Kurven oder Gefälle | durch erhöhter Bremsdruck |
durch schmutzige Fahrbahn | durch die Art des Bremsens |
durch schlechte Bodenhaftung | durch eine Steigung |
Auch die erwähnte Bodenhaftung spielt eine zentrale Rolle im Zusammenhang mit dem Bremsweg. Vergleichen Sie hier die dargestellten Bodenhaftungswerte bei verschiedenen Bedingungen:
Restgeschwindigkeit
An der Stelle, wo der grüne Wagen (Ausgangsgeschwindigkeit 50 km/h) anhalten kann, fährt der orange Wagen (Ausgangsgeschwindigkeit 60 km/h) noch mit einer Restgeschwindigkeit von 43 km/h. Und dies bei „nur“ 10 km/h höherer Ausgangsgeschwindigkeit! Viel Tempo wird erst auf den letzten Metern abgebaut. Mit dieser Restgeschwindigkeit von 43 km/h würde man folglich in eine Person oder in ein Hindernis krachen, was fatale Folgen hätte. Grund genug konzentriert und mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs zu sein.
An der Stelle, wo der grüne Wagen (Ausgangsgeschwindigkeit 50 km/h) anhalten kann, fährt der orange Wagen (Ausgangsgeschwindigkeit 60 km/h) noch mit einer Restgeschwindigkeit von 43 km/h. Und dies bei „nur“ 10 km/h höherer Ausgangsgeschwindigkeit! Viel Tempo wird erst auf den letzten Metern abgebaut. Mit dieser Restgeschwindigkeit von 43 km/h würde man folglich in eine Person oder in ein Hindernis krachen, was fatale Folgen hätte. Grund genug konzentriert und mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs zu sein.