Pannenstreifenumnutzung (PUN)
Sven Meier, Präsident der Verkehrsschule Zug, gibt Auskunft zu Verkehrsregeln und Situationen. Haben Sie Fragen oder Unklarheiten? Zögern Sie nicht, ihn zu kontaktieren und Sie erhalten kompetent Auskunft.
Auf unserem Nationalstrassennetz werden jährlich tausende Staustunden gemessen. Die meisten davon wegen Verkehrsüberlastung. Die Pannenstreifenumnutzung PUN ist eine Massnahme des Bundesamts für Strassen ASTRA gegen die Verkehrsüberlastung. Dabei werden auf besonders belasteten Abschnitten die Pannenstreifen so umgebaut, dass sie in Spitzenzeiten temporär oder permanent als Fahrstreifen genutzt werden können. PUN-Abschnitte sind mit einem Verkehrsüberwachungssystem sowie mit einer speziellen Signalanlage ausgerüstet. Kreuz-Pfeil-Signale über der Fahrbahn zeigen den Betriebszustand der Fahrstreifen an.
Möglichkeiten und Grenzen von PUN
PUN ist nur umsetzbar, wenn keine übermässigen baulichen Anpassungen notwendig werden. Es ist eine Verkehrsmanagement-Massnahme, die den Vorteil hat, dass sie rascher bereit ist als bauliche Erweiterungen. Sie eignet sich daher als Übergangslösung für stark belastete Abschnitte z.B. zwischen zwei Autobahnanschlüssen. Bei einem Wegfall des Pannenstreifens zugunsten eines zusätzlichen Fahrstreifens müssen die allfälligen Sicherheitsdefizite mit entsprechenden Massnahmen (z.B. Temporeduktion, Bau von Nothaltebuchten, Verkehrsbeobachtung etc.) kompensiert werden. Der Sicherheitsgewinn aus einer Pannenstreifenumnutzung als Fahrstreifen muss die Auswirkungen des Verlustes überwiegen.
Mehr Sicherheit, weniger Umweltbelastung
Der Verkehr auf PUN-Strecken fährt dank des zusätzlichen Fahrstreifens und der herabgesetzten Geschwindigkeit gleichmässiger und flüssiger. Bei Ein- und Ausfahrten können Behinderungen durch Spurwechsel verringert werden. Stockender Verkehr und Staus mit gefährlichen Brems- und Beschleunigungsmanövern lassen sich weitgehend vermeiden. Damit sinkt nicht nur das Unfallrisiko, sondern auch der Lärmpegel und der Schadstoffausstoss.
Gute Erfahrungen im In- und Ausland
Die positive Bilanz von PUN in der Schweiz deckt sich mit Erfahrungen im Ausland. Temporär umgenutzte Pannenstreifen sind u. a. in Deutschland, Italien und Holland in Betrieb. Zu Beginn 2020 wurde die PUN auf der A1 zwischen Winterthur-Ohringen und Oberwinterthur in Betrieb genommen. Voraussichtlich 2023 wird PUN auch zwischen Winterthur-Töss und Winterthur-Nord eingeführt. Er wird erwartet, dass dies den Verkehrsfluss im ganzen Raum Winterthur verbessern und die Sicherheit im Abschnitt erhöhen wird.
Verhaltensregeln auf PUN-Strecken
- Die ausgezogene Randlinie darf überfahren werden, um vom rechten Normalfahrstreifen auf den freigegebenen Pannenstreifen und umgekehrt zu wechseln.
- Rechtsüberholen – Spurwechsel nach rechts, vorbeifahren und Spurwechsel nach links – ist auf einem freigegebenen Pannenstreifen ebenso wenig gestattet wie auf Autobahnen generell.
- Bei freigegebenem Pannenstreifen kann der auf die Autobahn einfahrende Verkehr auf seinem Fahrstreifen (Beschleunigungsstreifen) weiterfahren.
- Der ausfahrende Verkehr wechselt frühzeitig auf den freigegebenen Pannenstreifen und fährt von dort direkt in die Ausfahrt.
- Der Transitverkehr wechselt rechtzeitig vor der ersten Anzeige der Ausfahrt vom freigegebenen Pannenstreifen auf den Normalfahrstreifen.
- Bei einer Panne ist, wenn PUN in Betrieb ist, die nächste Nothaltebucht aufzusuchen.
- Bei einem Unfall sind die Weisungen auf den Signaltafeln über den Fahrstreifen zu befolgen.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA, Bern
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Video zum korrekten Befahren eines PUN:
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