Wild auf der Strasse
Sven Meier, Präsident der Verkehrsschule Zug, gibt Auskunft zu Verkehrsregeln und Situationen. Haben Sie Fragen oder Unklarheiten? Zögern Sie nicht, ihn zu kontaktieren und Sie erhalten kompetent Auskunft.
Fahrweise anpassen
Im Herbst ist vorwiegend im Morgengrauen und in der Abenddämmerung vermehrter Wildwechsel zu erwarten. Rehe, Hirsche und weitere Wildtiere sind auf Nahrungssuche und wenn sie die Fahrbahn überqueren häufen sich Wildunfälle. Um als Autofahrer nicht in einen solchen Unfall verwickelt zu werden, fahren Sie besonders in der Nähe von Waldgebieten mit Wildwechselwarnschildern vorsichtig, bremsbereit und mit gedrosseltem Tempo. Sollte ein Tier auftauchen, schalten Sie sofort die Warnblinker ein, reduzieren die Geschwindigkeit und wechseln auf Abblendlicht. Allenfalls hilft Hupen, um das Tier zu verscheuchen. Zudem seien Sie gefasst; wenn ein Wildtier die Fahrbahn überquert, kommt mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Zweits hinterher.
Verhalten im Ernstfall
Verschiedene Crashtests haben die Auswirkungen eines Aufpralls mit einem Tier für Fahrzeug und Lenker untersucht. Beim Crashversuch hat sich gezeigt, dass ein Ausweichmanöver weit schlimmere Folgen für den Fahrzeuglenker, die Insassen und die übrigen Verkehrsteilnehmer haben kann als ein direkter Zusammenstoss mit dem Wild. Dies, da die aktiven und passiven Sicherheitssysteme bei einem Frontalzusammenstoss wirkungsvoller als bei einem seitlichen- oder Heckaufprall sind. Im Weiteren sollen Sie bei einem unvermeidbaren Zusammenstoss mit einem Wildtier die maximale Bremsleistung abrufen, das Lenkrad gut festhalten und die Fahrspur halten.
Nach dem Unfall
Wenn Sie trotz aller Vorsicht nicht rechtzeitig bremsen konnten und mit einem Wildtier kollidiert sind, reagieren Sie folgendermassen:
- Halten Sie an, schalten Sie den Warnblinker ein und bewahren Sie Ruhe.
- Sichern Sie die Unfallstelle mit dem Pannendreieck.
- Rufen Sie die Polizei an (Notrufnummer 117). Diese bietet allenfalls den Wildhüter auf. Unfälle mit Tieren sind meldepflichtig.
- Nähern Sie sich auf keinen Fall dem verletzten Tier, es steht unter Stress und kann gefährlich sein.
- Warten Sie an einer sicheren Stelle beim Unfallort auf Polizei oder Wildhüter. Diese werden den Unfall protokollieren.
- Melden Sie den Schaden Ihrer Versicherung. Dafür benötigen Sie eine Unfallbescheinigung.
Prävention
Ein verletztes Tier liegenzulassen, ist kein Kavaliersdelikt. Man macht sich nicht nur der Tierquälerei schuldig, denn auch Fahrerflucht kann mit einer Busse von bis zu CHF 10’000 bestraft werden. Sachschäden am Fahrzeug werden zudem nur vergütet, wenn der Unfall sofort der Polizei gemeldet und protokolliert wurde. Voraussetzung dafür ist eine Teil- oder Vollkaskoversicherung.
Für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und der Wildtiere werden heutzutage auch verschiedene Hilfsmittel eingesetzt. Mit Reflektoren, Warnfolien, PET-Flaschen, CD’s, Duftkissen etc. versucht man seit Jahren Wildunfälle zu vermeiden. Der Beste Schutz ist aber nach wie vor, in Gebieten mit Wildwechsel, die Geschwindigkeit anzupassen und so einen Zusammenprall zu vermeiden.